Stress und Stressprotektion

Stress ist ein alltägliches Phänomen, das viele Menschen nicht nur psychisch, sondern auch körperlich belastet. So ist psychosozialer (Arbeits)-Stress ein unabhängiger Risikofaktor für somatische Erkrankungen wie kardiovaskuläre Erkrankungen, welche seit Jahren unangefochten als häufigste Todesursache in den Industriestaaten gelistet werden. Die Belastung durch Stress verursacht darüber hinaus auch erhebliche Kosten für die Gesundheitssysteme.

Bei der Vermittlung des Zusammenhangs zwischen Stress und Erkrankungsrisiko scheint die physiologische Reaktion auf Stress eine entscheidende Rolle zu spielen. In unserer Forschung verwenden wir standardisierte Tests, um psychosozialen Stress zu provozieren und untersuchen Kinetik und Mechanismen der Stressreaktivität physiologischer Parameter aus Blut und Speichel. Die untersuchten physiologischen Systeme umfassen menschliche Stresssysteme, wie das sympathoadrenomedulläre (SAM) System und die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse (HHNA), aber auch das Immun- und Gerinnungssystem, sowie weitere stressreaktive intermediär-biologische Risikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen. Unsere aktuellen Arbeiten fokussieren auf intrazelluläre Stressantworten, die auf altersrelevante Parameter ausgeweitet werden. Uns interessieren dabei besonders Korrelate und Determinanten der physiologischen Stressreaktivität. Als psychologische Determinante wurde die kognitive Bewertung des Stressors identifiziert, psychologische Korrelate sind etwa Persönlichkeitsfaktoren wie eine übersteigerte Verausgabungsbereitschaft (Overcommitment) oder Perfektionismus aber auch verhältnisbedingte Faktoren wie Rollenstress. Im Hinblick auf Stressprotektion untersuchen wir neben korrelativen Zusammenhängen zwischen möglichen Schutzfaktoren (z.B. soziale Unterstützung, Stressbewältigungsfertigkeiten, günstige Emotionsregulation, sportliche Aktivität) und verminderter physiologischer Stressreaktivität auch die stressprotektive Wirkung von ausgesuchten psychologischen und anderen Interventionen. Bisherige wirksame Interventionen umfassen Stressbewältigungstrainings, Taiji-Training oder die Gabe von schwarzer Schokolade.